Trader Gernot Daum (Statistikfuchs)

Hoffnung – das teuerste Gefühl beim Trading

Liebe Leser,


Ich schreibe hier über die Trends in der Daxwelt, fast ausschließlich auf Aufwärtstrends beschränkt. Trends also, von denen man mit Long Positionen profitieren kann. Zum einen weiß ich, dass es nur wenige Trader gibt, die auf der Short Seite spekulieren. Zum anderen – und das hängt damit zusammen – ist es wesentlich schwieriger, auf der Shortseite Geld zu verdienen. Es ist zwar möglich, aber das Timing von Short Positionen ist vollkommen anders, als bei Long Positionen, und erfordert ein tieferes Marktverständnis. Zudem ist für ein erfolgreiches Management von Short Positionen eine stärkere Präsens am Bildschirm erforderlich, als bei Long Positionen.


Wenn ich trotzdem gelegentlich über Aktien im Abwärtstrend schreibe, dann vor allem, um davor zu warnen. Warum das so ist, zeige ich Ihnen heute am aktuellen Beispiel der Lufthansa Aktie. Ich habe über diese Aktie in diesem Jahr schon ausführlich geschrieben. Der Hauptgrund dafür war, das diese Aktie mit guter Wahrscheinlichkeit im Depot eines Trendfolgers war, wenn er nach der von mir propagierten Methode vorgeht, als es im Juni zu einem starken Absturz kam (mit rotem Punkt markiert). Links auf die genannten Artikel befinden sich unten.

Mehrfach hat die Aktie versucht zu konsolidieren und danach der Abwärtstrend fortgesetzt (hellrote Punkte). Auch die länger dauernde Gegenbewegung von Mitte August bis Mitte September beeindruckt nicht. Denn der Gesamtmarkt hat zur gleichen Zeit eine Aufwärtsbewegung vollzogen, welche bei der Lufthansa nicht stärker ausfiel. Das sehen Sie an der unterhalb des Charts dargestellten relativen Entwicklung zum Gesamtmarkt.


Für Trendfolger war der Tag mit dem roten Punkt der richtige Zeitpunkt, sich von der Position zu trennen. Auch wenn das eine schmerzhafte Trennung mit unerwartet schlechtem Ausstiegskurs war (siehe Artikel „Stopp ausgelöst mit hoher Slippage“, Link unten). Mit dem Abstand von mehr als einem viertel Jahr betrachtet, sieht man hier die Gültigkeit des Sprichworts „Lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende“. Als kleiner Anleger habe Sie den einzigen Vorteil, dass Sie mit ihren kleinen Positionen schnell reagieren können. Nutzen Sie das! Die großen Marktteilnehmer haben Ihnen viel voraus: Mehr Know How, besserer Zugang zu Informationen, bessere Technik, und so weiter. Doch sie haben dafür große Positionen zu managen, was sie gelegentlich in schwierige Situationen bringt. Ein Problem, das Sie nicht haben.


Tageschart der Lufthansa Aktie im September 2014

Fazit: Hoffnung ist eine teure Emotion. Versuchen Sie daher nicht, Positionen „durchzuhalten“. Überlassen Sie es den großen Marktteilnehmern, ihre Karten auf den Tisch zu legen, und ihre Verkaufszwänge auszuleben. Nehmen Sie ihr Geld bereits vom Tisch, wenn der Aufwärtstrend umkippt. Wieder einsteigen können Sie immer. Aber der große Schaden, den eine „durchgehaltene“ Position in Ihrem Depot anrichten kann, ist so schnell nicht zu reparieren.