Handel von Nebenwerten – Hier Formycon
Liebe Leser,
Gelegentlich werde ich von Kunden nach der Einschätzung von Aktien gefragt, die nicht in den von mir gepflegten Katalogen enthalten sind. In der Regel handelt es sich dann um einen Nebenwert vom deutschen Aktienmarkt. In dieser Woche kam eine solche Frage zur Formycon Aktie. Ich nutze die Gelegenheit, um Ihnen ein par meiner Gedanken zum Handeln mit kleinen Nebenwerten zu erläutern.
Zunächst jedoch eine aktuelle Einschätzung der Aktie, deren Chart Sie hier sehen. Sie befindet sich ohne jeden Zweifel in einem sehr dynamischen Aufwärtstrend. Ein Ausbruch aus einem langen Seitwärtstrend im September (hellgrüner Punkt) wurde zwar zunächst mehr als vollständig wieder korrigiert. Doch das erfolgte im Rahmen der allgemeinen Marktschwäche im Oktober und war daher nicht wirklich negativ.
Als dann im November ein neues Jahreshoch erklommen wurde, gab es kein Halten mehr. Es kam zu einer Reihe von sehr starken Kauftagen, die dann im Januar fortgesetzt wurde. Diese 6 Tage sind mit grünen Punkten markiert. Der letzte davon war gestern Der Aktienkurs hat sich nunmehr seit September mehr als verdoppelt, und der Trend ist ungebrochen.
Nun aber ein paar eher kritische Anmerkung dazu: Formycon weist im Moment alle Merkmale einer starken Trendaktie auf, ganz ohne Zweifel. Das gilt aber auch für viele Dax und MDax Aktien, auf die Sie sich als Trendfolger genauso konzentrieren können.
Bei einem Nebenwert laufen Sie immer in die Gefahr, dass Ihnen am Markt quasi ein einziger großer Gegenspieler gegenübersteht, der den Kursverlauf der Aktie fast alleine bestimmt. Und diese sind dabei oft sehr geschickt. Charttechnik tritt unter diesen Umständen in den Hintergrund. Denn viele Methoden der Charttechnik funktionieren vor allem wegen der Massenpsychologie und der am Markt vorhandenen Konkurrenz von vielen starken Käufern und Verkäufern.
Wie geschickt ein einzelner Gegenspieler sein kann, sieht man in diesem Chart an dem mit einem roten Punkt markierten 17 Dezember 2014. Wichtige Unterstützungen lagen davor bei 8,50, 9 und 9,50. Diese waren weit vom Vortagesschlusskurs bei 10,89 entfernt. Doch im Laufe des Tages wurden alle diese Unterstützungen durchbrochen und wahrscheinlich viele Stopps von Kleinanlegern ausgelöst. Der Tagestiefstkurs lag bei 8,45, so dass auch die Stopps bei 8,50 noch „mitgenommen“ wurden. Hier hat offensichtlich jemand geholfen, die Stopplawine auszulösen, und im Anschluss daran kräftig eingesammelt.
Das Gesagte schließt nicht aus, dass man erfolgreich mit kleinen Aktien spekulieren kann, aber seien Sie sich der Situation bewusst. Für diejenigen, die sich auf solche Aktien spezialisieren wolle, empfehle ich die Aneignung von zusätzlichen Methoden nebst dem Timing Instrument „Trendfolge“:
Auf jeden Fall eine fundamentale Betrachtung der Aktien durchführen
Eigenrecherche: Selbst Informationen über das Unternehmen herauszufinden, einfach mal dort anrufen. Das geht bei kleineren Unternehmen auch einfacher
Hilfreich kann es auch sein, zu wissen, welche Kanäle (Börsenzeitschriften etc.) die Aktie eventuell „hoch schreiben“. Denn dabei gibt es auch schwarze Schafe. Doch Kursmanipulationen sind ein Thema für sich.
Fazit: Beim Handel mit Nebenwerten sollte man sich darüber im Klaren sein, dass hier Trendfolge mit Charts wenn überhaupt nur sehr eingeschränkt funktioniert. Charttechnik beobachtet Massenpsychologie und setzt eine entsprechende Masse von Akteuren voraus.
Für Ihren persönlichen Tradingstil kann der Handel mit solchen Aktien trotzdem geeignet sein, wenn die dazu anzuwendenden Methoden Ihren Fähigkeiten und Neigungen entsprechen. Betreiben Sie gerne Fundmentalanalyse? Können Sie gut zuhören und auch das verstehen, was Ihr Gegenüber nur „zwischen den Zeilen“ sagt? Dann kann Eigenrecherche als Teil Ihres Tradingstils Sie zu mehr Erfolg an der Börse führen.