Trader Gernot Daum (Statistikfuchs)

Wenn der Druck zu stark wird – Schweizer Notenbank gibt nach


Liebe Leser,


Im November hatte ich einen Artikel veröffentlicht, um auf die besondere Spannung im Währungspaar zwischen Euro und Schweizer Franken hinzuweisen, der Link dorthin befindet sich unten. Diese Spannungen hatten sich in den letzten Tagen wieder verstärkt. Ich hatte schon daran gedacht, einen zweiten Artikel zu dem Thema zu schreiben, wollte dann aber meine Leser nicht langweilen.


Gestern war es nun soweit. Die Schweizer Notenbank hat aufgegeben und der Kurs des Franken ist nach oben geschnellt. Die Erschütterungen haben sich durch alle Währungsmärkte durchgezogen. Diese müssen nun in den nächsten Tagen ausschwingen, und ein neues Gleichgewicht finden.



«Die Entscheidung ist für die Finanzmärkte vollkommen überraschend gekommen», sagte Ulrich Wortberg, Devisenexperte bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).


Ist das wirklich so? Für Außenseiter war das vielleicht eine Überraschung. Aber nicht für diejenigen, die den Euro / Franken Chart in den letzten Monaten näher beobachtet haben. Bei solchen Dingen ist es wie bei der Prognosen von Erdbeben. Die Experten wissen nicht, wann etwas passiert. Sie wissen nur, dass etwas in der Luft liegt. Da der exakte Zeitpunkt nicht vorhersehbar ist, kann man nur allgemeine Vorsichtsmaßnahmen treffen. Im konkreten Fall waren das Zurückhaltung bei Schweizer Aktien und bei Finanzaktien.


Sehen Sie sich den Chart an. Den 15.01.15 habe ich weggelassen, weil dann die Entwicklung zuvor zusammengestaucht und nicht mehr zu erkennen wäre. Es ist keine Chartanalyse, sondern ich versuche Ihnen den visuellen Eindruck zu vermitteln, den ich persönlich von em Chart hatte. Deswegen steht das Wort „Druck“ so oft im Chart. Sehr schön zu sehen ist zudem der Interventionsversuch am 18.12. Das war quasi die letzte Offensive der Schweizer Notenbank, die jedoch sofort versandete, was jetzt zur Kapitulation führte.


Dafür sind Charts da: man sieht etwas, und gewinnt dadurch ein tieferes Verständnis dafür, was die Märkte bewegt. Und daraus aus diesem vertieften Wissen heraus kann man bessere Tradeideen entwickeln

Tageschart des Währungspaar Euro / Schweizer Franken im Januar 2015

Die Schweizer Notenbank ist doch nur ein kleiner Spieler im internationalen Währungsgefüge, denkt nun so mancher. Die große amerikanische Notenbank wird doch nie in die Verlegenheit kommen, einem Druck nachgeben zu müssen. Oder? Ein erstes Samenkorn des Zweifels ist gesät.

Was ist die Konsequenz der Ereignisse für die nächste Zeit? Wenn die Währungsmärkte sich ausgeschwungen haben, sehen wir etwas klarer. Als erstes geht mein Blick nun zum Finanzsektor. Wahrscheinlich ergibt sich hier das „Thema Nummer 2 für 2015“. Im nächsten Artikel wird das konkretisiert.