Trader Gernot Daum (Statistikfuchs)


Das Ende eines Trends

Ich zeige Ihnen hier einen Daxaktien Trendtrade, bei dem ich Ihre Aufmerksamkeit in erster Linie auf den Ausstieg, also die Beendigung des Trades, lenken möchte. Dabei soll klar werden, dass es keinen „richtigen“ oder „falschen“ Ausstieg gibt. Vielmehr hängt es  vom persönlichen Trading Stil ab, wie man am besten vorgeht.

Die Entwicklung eines persönlichen Trading Stils halte ich für sehr wichtig, um jederzeit hinter seinen Trades stehen zu können und somit in der Hitze des Gefechtes keine falschen Entscheidungen zu fällen. Der Einstieg in den folgenden SAP Trade erfolgte nach einer einfachen Trendfolgeregel:


SAP Trendtrade 2012 mit unterschiedlichen Ausstiegen

Das Ende eines Trends kommt langsam


Am 26.01.12 schloss die SAP Aktie über dem klar definierten Hoch von 45 Euro. Es war zugleich der Ausbruch aus einem kleinen Konsolidierungsrechteck Der Trader, der dies in einer abendlichen Analyse am 26.01 festgestellt hat, gibt einer Order für den 27.01 zur Eröffnung ein, und kauft SAP zu 45,20 Euro (mit „E“ für Einstieg gekennzeichnet). Der Trade verläuft wunschgemäß. Fast täglich werden nun neue Hochs verzeichnet, und Mitte März sind fast 55 Euro erreicht. Nun kommt es zu einer Konsolidierung, was nach so einem langen Anstieg normal und wünschenswert ist.


Am 02.04 scheint eine große grüne Kerze diese Konsolidierung zu beenden und das Signal zur Trendfortsetzung zu geben. Allerdings wird dieses positive Signal am 03.04 sofort aufgehoben. Dies ist im Trendverlauf das erste Schwächezeichen. Ein sehr aggressiver Trader akzeptiert dies nicht, und schließt den Trade zur Eröffnung des nächsten Tages (mit „1“ gekennzeichnet), dem 04.04. Die rote Kerze zeigt, dass in der Tat einige Trader so vorgegangen sind.

Nur 2 Börsentage später, dem 10.04 (der Dienstag nach Ostern) kommt schon das zweite Schwächezeichen. Die SAP Aktie schließt unter 50 Euro. Diese nicht ganz unwichtige Marke war Anfang März in einer kleinen Korrektur erfolgreich getestet worden. Dass sie nun im ersten Anlauf fällt, ist ein ernsthafter Makel. Die Beendigung des Trades am 11.04 zu 49,53 Euro (Stelle „2“) bezeichne ich als „normale“ Beendigung des Trades im Sinne einer Trendfolgestrategie.


Ein sehr konservativer Trader gibt dem Trade aber noch eine Chance und wartet auf die Bestätigung, dass der Trend wirklich vorbei ist. Diese kommt endgültig am 07.05. Die SAP Aktie hatte noch ein neues Zwischenhoch gebildet, welches aber tiefer als die zuvorigen Hochs lag, und war daraufhin weiter zurückgefallen. Ein Kurssturz drohte und zur Absicherung der Gewinne war an dieser Stelle ein im Markt liegender Stopp über der Februar Konsolidierung bei 48 Euro angebracht. Dieser wurde am 07.05 zur Eröffnung ausgelöst. Wegen des Abwärts Gaps zu einem um 70 Cent schlechteren Kurs bei 47,30 (mit „3“ gekennzeichnet).

Das Ende eines Trends ist nicht immer eindeutig


Es sieht hier so aus, als hätte der aggressive Trader „Recht gehabt“. Doch in den vielen anderen Fällen, in denen sich der Trend fortsetzt, kann nur ein konservativer Ansatz den Trader lange im Trend halten. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er lieber wenige sehr große Gewinne hat, oder ob ihm regelmäßige mittlere Gewinne lieber sind. Statistische Auswertungen zeigen, dass der Gesamtprofit bei unterschiedlichen Ausstiegsstrategien meist ähnlich ist, so dass die Vorgehensweise wirklich Geschmacksache ist.


Schlecht ist es allerdings, wenn ein Trader zunächst den konservativen Ansatz wählt und dann nicht akzeptieren kann, soviel vom Gewinn wieder verloren zu haben. Er neigt dann leicht zu dem Fehler, den Trade auch an der Stelle 3 nicht zu schließen, sondern ihm immer „noch eine und noch eine“ Chance zu geben, so dass er mit dem Trade schließlich in der Verlustzone landet. In dem Fall wäre der aggressive Ansatz besser gewesen, da der konservative Ansatz nicht zur Persönlichkeit des Traders passt und zu Fehlern führt.

Mit der Stelle „4“ habe ich noch eine andere Ausstiegsstrategie gekennzeichnet, die allerdings nicht zum Trendfolgeansatz passt: Man setzt sich ein Ziel, zum Beispiel die runde Zahl 50 Euro, und stellt den Trade bei Erreichen glatt. So wird man zwar auf gar keinen Fall einen großen Trend „ausreiten“ können. Aber für jemanden, der nicht an große Trends glaubt, kann so eine Strategie trotzdem richtig sein. Allerdings sollte man nicht die Illusion haben, man könne das Hoch vorher erraten.


Der gelbe Punkt stellt eine alternative „aggressive Einstiegsvariante“ bei Überschreitung des kurzfristigen Abwärtstrends dar. In diesem Fall bedeutet „aggressiv“, dass man mehr Fehlschläge verkraften muss, dafür aber im Schnitt auch zu günstigeren Einstiegskursen kommt. Die Vorgehensweise ist für Trader geeignet, die wenig Geduld haben, auf der anderen Seite aber auch  kleine Verluste besser wegstecken können. Das ist ein generelles Merkmal einer „aggressiven“ Vorgehensweise.

Fazit: Ich habe Ihnen einen Trendtrade mit der SAP Aktie mit unterschiedliche Ausstiegen gezeigt. Von diesen Ausstiegen ist keiner „richtig“ oder „falsch“. Es hängt vielmehr von der Persönlichkeit des Traders ab, welche Variante er wählt.

Wer sich bei der Entwicklung eines Systems Gedanken darüber macht, ob eine Strategie zu seiner Persönlichkeit passt, der vermeidet spätere Trading Fehler.