Trader Gernot Daum (Statistikfuchs)

Der explosive Abwärtstrend


Das Beispiel von Beiersdorf beschreibt die Entfaltung eines explosiven Aufwärtstrends. Es ist jedoch keineswegs so, dass sich solche dynamischen Trends nur in die Aufwärtsrichtung entwickeln.

Ganz im Gegenteil: Abwärtsbewegungen erfolgen in der Regel schneller, und somit entstehen auch mehr explosive Abwärtstrends. Das folgende Beispiel  der Deutschen Bank stammt aus dem Sommer 2011:


explosiver Abwärtstrend Deutsche Bank 2011

Abwärtstrends laufen schneller ab als Aufwärtstrends

Anfang August sah die charttechnische Lage brenzlig aus. Es hatte sich bereits ein leichter Abwärtstrend entfaltet. Die Kurse befanden sich unterhalb der kurzfristigen und langfristigen gleitenden Durchschnitte (rote und violette Linie) und das Tief vom Juli (gestrichelte Linie) sollte unbedingt halten, um Schlimmeres zu verhindern. Es hielt jedoch nicht. Ein aggressiver Trader konnte beim Durchbrechen dieses Tiefs eine Short Position eröffnen (hellroter Punkt). Ein „Feierabend Trader“, der nur auf Schlusskurse reagiert, hätte seine Short Position am nächsten Morgen (dem 5. August) eröffnet (roter Punkt). Betrachtet man die Kursentwicklung dieses Tages, war das ein ungünstiger Punkt. Trotzdem wäre auch dieser Trade nach 3 Tagen im Plus gewesen.

Der Trend hielt seine anfängliche Dynamik über Wochen bei, und im September bildete sich unter starken Schwankungen ein Boden aus. Im Oktober kam es dann zu einem Signal, dass den Abschluss dieses Bodens bestätigte. Es ist als hellblauen Punkt als für den möglichen Trade Abschluss eingezeichnet. Wie auch beim explosiven Aufwärtstrend von Beiersdorf wäre bei diesem Abschluss des Trades ein großer Teil des Gewinns liegen geblieben. Das liegt an der besonderen Dynamik von explosiven Trends, wodurch „sichere“ Punkte für ein klares Trendende sehr lang weit weg vom Kurs bleiben. Die beiden hellgrünen Punkte zeigen daher Möglichkeiten für Teilgewinnmitnahmen an. Beim Punkt G1 am Schluss eines Abwärtsschubs aus 3 roten Kerzen konnte man schon eine gewisse Erschöpfung vermuten. Beim Punkt G2 hatte man schon eine große grüne Kerze nach einem höheren Tief gesehen, ein noch stärkeres Indiz.

Die Herde läuft gemeinsam abwärts


Noch eines Besonderheit gibt es bei Abwärtstrends zu beachten: Während sich explosive Aufwärtstrends oft individuell bei einzelnen Aktien entwickeln können, sind die Gegenstücke auf der Abwärtsseite meistens Ereignisse, die den kompletten Aktienmarkt betreffen. Im August 2011 stand die Deutsche Bank nicht alleine mit dem im Chart zu sehenden Verhalten. Mehr oder weniger alle Aktien fielen, wobei sie allerdings unterschiedliche Geschwindigkeit entfalteten. Finanzaktien wie die Deutsche Bank fielen besonders schnell, weil das Thema zu dieser Zeit die Eurokrise war.

Das „Herdenverhalten“ bei Abwärtstrends hat Konsequenzen für Ihre Trading Strategie: Sie sollten nämlich nicht versuchen, Short Trades in Einzelaktien zu jedem beliebigen Zeitpunkt finden zu wollen. Mit dieser Strategie werden sie keinen Erfolg haben.  Ich rate insbesondere Anfängern dazu, auf Short Trades am Anfang ganz zu verzichten. Um mit diesen erfolgreich zu sein, muss man zuerst ein besonderes Gefühl für die zeitlichen Abläufe des gesamten Aktienmarktes entwickeln.

Fazit: Ich habe Ihnen hier das Trading einer explosiven Abwärtstrendentwicklung gezeigt. Mehr noch als in Aufwärtsrichtung entfaltet sich dabei eine besondere Dynamik, die auf die Angst der Marktteilnehmer zurückzuführen ist. Wichtig: Ein explosiv begonnener Trendbeginn neigt dazu, sich mit gleicher Dynamik in die Bewegungsrichtung fortzusetzen.

Streng nach den Regeln der Trendfolge vorgegangen hätte man hier zwar einen Gewinn gemacht, jedoch die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Gerade bei explosiven Trends sind daher Teilgewinnmitnahmen eine wichtige Taktik. Die richtigen Punkte dafür zu finden ist allerdings eine Kunst. Es geht darum zu erkennen, wann die auslösende Ursache (hier die Angst der Marktteilnehmer) ihren Höhepunkt erreicht hat.