Die Kurslücke im Daytrading
Bisher sind die meisten Beispiele mit Tagescharts dargestellt, in einem Fall wird ein Wochenchart verwendet. Hier ich Ihnen ausnahmsweise ein Beispiel, das eine Ebene unter dem Tageschart liegt, nämlich im Stundenchart. Der Grund dafür ist, dass sich Abwärtsbewegungen in der Regel mit einer höheren Geschwindigkeit abspielen als Aufwärtsbewegungen.
Siehe dazu auch „Der Faktor 2 bei Abwärtstrends“. Damit wird die Betrachtung des Chartmusters „Kurslücke“ fortgesetzt. Die zentrale Aussage ist: „Kurslücken pflegen eine Bewegung in Richtung der Lücke nach sich zu ziehen“. Sehen Sie dazu den Stundenchart der Software Aktie aus dem Tecdax vom Januar 2013:
Nach einer Abwärtslücke kann es zur Verkaufspanik kommen
Die Aktie war am 29.01.13 von einem Vortagesschlusskurs über 34,50 Euro zur Eröffnung um 2 Euro gefallen. Sie befand sich nun oberhalb eine starken Unterstützung bei 32 Euro und hielt sich dort in den ersten 10 bis15 Minuten der Eröffnung auf. Die Überlegung ist nun die folgende:
Wenn die Unterstützung bei 32 nicht hält, wird es zu schnellen Anschlussverkäufen kommen. Dies kann ein Daytrader für einen Short Trade nutzen, den er plant, zum Tagesende zu schließen. Ich habe den Trade so eingezeichnet, wie ein erfahrender Daytrader vorgehen würde: „Short durch einen Stopp Sell unter der Unterstützung von 32 Euro mit Stopp Tageshoch. Das Tageshoch aus den ersten Minuten lag bei 32,45 Euro. Ich habe in den Chart eine Stopplinie bei 32,52 Euro eingezeichnet.
Der Verkaufsstopp wird ausgelöst (erster hellgrüner Punkt), und die Aktie fällt danach den ganzen Tag. Sie fällt in den nächsten beiden Tagen noch weiter. Doch ich beschreibe hier einen Daytrade, und der wird zum Tagesende geschlossen (zweiter hellgrüner Punkt).
War dieser Tagesverlauf absehbar? Es hätte auch anders kommen können, aber der Verlauf entsprach der Grundlogik des Marktes. Fast alle Trader, die ihre Positionen seit Mitte Januar eröffnet hatten, waren nun im Minus. Da ist die Lage explosiv. Da genügt der kleinste Funke, um die Explosion zu entfachen.
Und dieser Funke war dann der Fall unter die Unterstützung bei 32 Euro, wo man nach Lage der Dinge eigentlich Käufer hätte erwarten können. Die grundlegende Verhaltensweise ist schlicht und einfach die Panik der Anleger, welche die Aktie besitzen. Sie „fallen um wie die Dominosteine“ und werden nach und nach alle zu Verkäufern.
Warum ist dieser Trade so „sexy“? Nun, das Risiko bestand in 50 Cent pro Aktie, der Gewinn am Ende des Tages über 3 Euro. Das ist eine Chance-Gewinn Verhältnis von 6:1. Das ist es, was Daytrader wollen: Ab und zu einen großen Gewinn machen, und dafür zwischendurch kleinere Verluste zu akzeptieren. Und die Beachtung von Aktien mit großen Kurslücken hilft, Kandidaten für solche Trades zu finden.
P.S.: Vielleicht haben Sie schon mal irgendwo gelesen, dass Kurslücken geschlossen werden, und dass man darauf hin spekulieren sollte. Aber das ist keine Trading Perspektive. Zumindest nicht für die Zeit unmittelbar nach dem Auftreten der Lücke. Klar, die meisten Kurslücken werden irgendwann geschlossen. Aber mir ging es hier nicht darum, was Wochen oder Monate später passiert, sondern um die sofortige Marktbewegung. Normalerweise benötigt es einige Zeit, bis sich eine Gegenbewegung entfaltet. Das werde ich ein einem anderen Artikel an einem anderen Beispiel erläutern.
Fazit: Eine Kurslücke hat die Tendenz, einen weiteren Trend in Richtung der Kurslücke zu entfalten. Ein solcher Trend entwickelt sich sehr schnell, insbesondere nach einer Kurslücke nach unten.
Den die zugrunde liegende Emotion ist Panik, und die entwickelt sich mit hoher Geschwindigkeit. Aufmerksame und schnelle Trader können von so einer Situation profitieren.